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Webseite oder Domain verkaufen – ein paar Erfahrungen und Tipps

In diesem Jahr habe ich mich bisher von rund 75% meiner deutschen Webprojekte getrennt bzw. verkauft. Dabei habe ich unterschiedliche Methoden und Portale verwendet und eine Menge an ebenso unterschiedlichen Erfahrungen gemacht. Viele Verkäufe verliefen recht positiv aber es gab auch einige negative Erfahrungen. Was man beachten sollte, wenn man eine Webseite, Blog oder Domain verkaufen will, gibt es nun im Folgenden zu lesen.

Grundsätzliches – Rechtliches

Projektverkauf

Projektverkauf

Bevor man eine Webseite verkaufen möchte, sollte man nochmals überprüfen ob man auch tatsächlich alle Rechte oder Lizenzen vom Content (z. B. Bilder) besitzt. Außerdem sollte geprüft werden, ob eventuelle Markenrechtsverletzungen vorhanden sind. Dies trifft beispielsweise auch auf den Domain Namen zu und kann unter dieser URL nachgeprüft werden.

Domains mit einem geschützten Begriff lassen sich überhaupt nicht oder nur sehr schwer verkaufen. Hat man ein Projekt mit mehreren Autoren betrieben, gilt es, diese vom Vorhaben zu informieren und eventuelle Ansprüche oder gar Rechte zu klären (Bilder, Verwertung- und Urheberrechte beachten).

 

Verkaufspreis ermitteln

Grundsätzlich gibt es keine echte Formel zur Berechnung vom Verkaufspreis. Sehr viele kleine Faktoren können den Preis nach oben aber auch nach unten drücken. Der wohl für alle Beteiligten wichtigste Aspekt dürften wohl die Einnahmen sein. Waren diese über viele Monate stabil und wurden mit relativ wenig Aufwand erzielt, lässt sich ein Projekt recht schnell und zu einem guten Preis verkaufen denn genau nach solchen Webseiten wird regelmäßig gesucht. Stimmt alles andere auch noch, sind auch Höchstpreise möglich. Es werden stets nach sehr vielen unterschiedlichen Faktoren gefragt und alle wollen belegt sein. Google Analytics sowie eindeutige Belege zu den Einnahmen aus denen klar wird, dass diese wirklich nur von diesem Projekt (!) stammen, sind daher Pflicht. Die wichtigsten Punkte habe ich in einer kleinen Checkliste zusammengefasst:

– Thema

– Traffic

– Rankings

– Monatliche Einnahmen (Affiliate, Adsense usw.)

– Rechte/Lizenzen am Content

– Aufwand/Pflege (Stunden im Monat)

– Alter der Domain/Projekt

– Domain Name (Keyword mit hohem Suchvolumen?) sowie Endung (TLD .de/.com/.net usw.)

– Anzahl und Qualität der Backlinks

– Anzahl der indexierten Seiten und Qualität (unique Content?)

– Betroffen von Google Penalties? (Panda, Penguin oder schlimmer)

– Linkverkauf?

– Banner/Werbung?

Die vermeintliche Faustformel „Einnahmen multipliziert mit 12 oder 24“ trifft mittlerweile bei den wenigsten Projekten zu und ist auch nicht mehr Zeitgemäß. Die meisten Kaufinteressenten sind in solch unsicheren Panda und Penguin Zeiten, schlicht nicht mehr bereit, ein solch hohes finanzielles Risiko einzugehen. Überzogene Liebhaberpreise zahlt ebenfalls niemand mehr. Grundsätzlich sollte man sich vor dem Verkauf auch mal selber Fragen „wie viel wäre ich eigentlich bereit, dafür zu bezahlen?“ Ein sicheres Anzeichen für einen überhöhten Preis sind viele Interessenten, die schnell abwinken oder sich nicht mehr melden. Wer dann immer noch nicht den Preis korrigieren mag, bleibt auf der Webseite dauerhaft sitzen.

Wo verkauft man?

Ich kann leider kein einziges Portal oder Plattform für den Verkauf von Webseiten empfehlen und ich habe einige ausprobiert. Mangelnde Kommunikation, fehlerhafte Skripte oder schlicht eine nicht funktionierende Verkaufsabwicklung, so ziemlich alles war bisher dabei. Einzig Sedo.de macht da den besten Eindruck, eignet sich allerdings eher nur für den Verkauf für Domains. Ebay ist eine wahre Wundertüte in allen Belangen und nicht selten werden dort Webseiten mit falschen Angaben angeboten. Es gibt noch die Möglichkeit im Forum von Consultdomain seine Webseiten anzubieten. Da bekommt man jedoch am wenigsten (Händlerpreise halt, keine Endverbraucher), findet aber oftmals schneller einen geeigneten Abnehmer. Eventuell auch mal bei Anbieter wie beispielsweise Snap.at vorbeischauen und nachfragen, ob Interesse besteht. Zumindest sollte ruhig versucht werden, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.

Am besten verkauft es sich jedoch über bestehende Kontakte. Wer nicht mit völlig utopischen Vorstellungen seine Webseite anbietet, findet hier meiner Erfahrung nach, am schnellsten den passenden Käufer. Vor allem hat man den großen Vorteil, dass man den potenziellen Käufer schon kennt und besser einschätzen kann, ob der tatsächlich an einem Kauf interessiert ist oder ob nur Interesse an den Einnahmequellen, und wie diese zustande kommen, besteht. Ein wichtiger Punkt, zu dem ich jetzt komme.

Trau, Schau, wem

Wer ein Projekt mit brauchbaren Einnahmen verkaufen will, sollte nicht direkt beim ersten Kontakt, bereitwillig sämtliche Daten und Zahlen herausgeben. Ich habe es etliche Male erlebt, das Anfragen mit anonymer Email und ohne Impressum eintrafen und gleich Einnahmen nebst Quellen, angefragt wurden. Abgesehen davon, dass das ein recht unseriöses Auftreten ist, verbirgt sich auch gerne mal ein Copycat bzw. Nachahmer dahinter. Es ist mir genau 1x passiert, dass ich nicht darauf geachtet habe und prompt wurde nicht nur das Projekt kopiert, sondern fleißig Content daraus geklaut. Natürlich exakt auf die gewinnbringenden Keywords. In solchen Fällen nicht lange zögern, gleich zum Anwalt damit.

Besonders bei offenen Verkaufsplattformen, bei dem sich Kaufinteressenten nicht registrieren/verifizieren müssen, habe ich unzählige dubiose Anfragen erhalten die fast immer bei den lukrativen Projekten eintrudelten. Als Verkäufer sollte man auch nicht unbedingt im offenen Angebot die Projekt URL angeben denn ohne melden sich schon mal eher die Interessenten. Letztendlich muss das aber jeder für sich entscheiden, wie er das handhaben will.

Tipps für Käufer

Als Käufer sollte man sich alles genau belegen lassen, und falls mehrere Betreiber oder Autoren am Projekt beteiligt waren, unbedingt schriftliche Erklärungen bzw. Einverständnis für die weitere Nutzung der Inhalte vom Verkäufer (!) klären und übermitteln lassen. Ansonsten kann es eventuell später zu der einen oder anderen bösen Überraschung kommen. Bei den Belegen zu den Einnahmen muss deutlich werden, dass diese ausschließlich über das Projekt generiert werden. Das kann mitunter bei einigen Affiliate Projekten ein wenig problematisch sein, da das Auswertungssystem von einem Inhouse Programm vielleicht nicht so flexibel ist. Daher also genauer hinschauen. Dieser Part ist nicht zu unterschätzen denn es kann durchaus vorkommen, das eine Webseite einen Großteil ihrer Einnahmen indirekt generiert, beispielsweise mit Videos, die bei YouTube gehostet sind. Bei allen größeren Affiliate Netzwerken sind aber Auswertung für die jeweilige Domain problemlos möglich. Im Verkaufsvertrag sollten daher alle Details genau festgehalten werden. Die meisten mir bekannten Vordrucke und Muster sind dazu nicht wirklich geeignet, hier muss also noch ein individueller Vertrag aufgesetzt werden, der sämtliche Details berücksichtigt.

Außerdem wäre es sinnvoll, im Vorfeld abzuklären ob der Betreiber vielleicht beim Umzug der Webseite behilflich sein könnte. Gehört für mich persönlich zum guten Ton zumal hier auch prima eine gute Vertrauensbasis geschaffen werden kann, die zu weiteren Geschäftsbeziehungen führen könnte (Linktausch o.ä.).

Fazit

Wer seinen Blog oder Webseite verkaufen will, muss ziemlich viel beachten und fast alles in Eigenregie vornehmen. Eine wirklich ernstzunehmende Verkaufsplattform, bei der sich alle beteiligten ordentlich registrieren und verifizieren müssen, ist in Deutschland bedauerlicherweise nicht vorhanden. Einzig Sedo, das sich jedoch vornehmlich für den reinen Domainverkauf empfiehlt, ist kaum etwas Brauchbares vorhanden. Entweder man nutzt seine Kontakte oder bietet in den einschlägigen Foren sein Projekt zum Verkauf an. Im Übrigen interessiert es kaum jemanden, wie viel „Potenzial“ noch im Projekt schlummert, es zählen einzig alleine die bisherigen bzw. erbrachten Zahlen und Werte der letzten (6-12) Monate. Sind diese überwiegend stabil oder gar steigend, bekommt man mit ein wenig Verhandlungsgeschick auch den gewünschten Preis. Andernfalls müssen in jedem Fall Abstriche gemacht werden. Liebhaberpreise kann sich in diesen „tierischen“ Google Zeiten eh keiner mehr erlauben.

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